Fassung: 31.8.2020
Vollversammlung nach dem Anschlag auf Rudi Dutschke April 1968
Demonstration gegen die Notstandsgesetze Mai 1968
Diese Zeitchronik ist vor allem als multimediales Erinnerungs-„Geländer“ zum Schreiben von Autobiografien/Biografien gedacht. Sie kann auch als eine Materialsammlung/Grundlage für eine Geschichte der Hamburger 68er Bewegung genutzt werden. Dass der SDS im Mittelpunkt dieser Zeitchronik steht, liegt neben seiner unstrittigen objektiven historischen Bedeutung in erster Linie auch daran, dass der Kreis der potentiellen Biografien-Schreiber vor allem ehemalige SDS’ler sind.
Entwicklung der 68er Bewegung in Hamburg 1965 – 1971
Die 68er Bewegung in Hamburg war Teil der nationalen und internationalen Protestbewegung. Sowohl die deutschen als auch die weltweiten politischen Ereignisse und Proteste/Ideologien beeinflussten sie stark. Berlin und Frankfurt waren meist Ideengeber und Vorbild. Es gab aber auch originale und originelle eigenständige Aktionen und Beiträge aus Hamburg. Mit der Aktion „Unter den Talaren, der Muff von tausend Jahren“ wurde die Auseinandersetzung mit der braunen Vergangenheit von Ordinarien und mit den autoritären, hierarchischen Universitätsstrukturen in Hamburg und damit bundesweit angestoßen. Der Sturz des Wissmanndenkmals und der Sprengstoffanschlag auf portugiesische Korvetten bei Blohm & Voss konkretisierten die Solidarität mit den Befreiungsbewegungen. Die Forderung nach Drittelparität in den Universitätsgremien wurde erstmals in Hamburg gestellt. Die Theorie von der Produktivkraft der Wissenschaft und der daraus abgeleiteten „neuen Arbeiterklasse“ als eine von vielen Theorien der 68er Bewegung kam aus Hamburg. In Hamburg gab es auch einen besonders voluntaristischen Übergang von der antiautoritären zur K-Gruppenbewegung. Darüber hinaus verlief die Bewegung ähnlich wie in anderen Uni-Städten.
Um den vielen Einzelereignissen und politischen Erklärungen/Standpunkten in Hamburg eine gewisse Struktur zu geben, ist die 68er Bewegung in Phasen aufgeteilt, in denen jeweils Besonderheiten maßgebend waren. Sie zeigen auch die Entwicklung von dem kleinen Beginn 1966 zur machtvollen Massenmobilisierung 1967-68, die kurzfristig keine konkreten Erfolge erzielten (Notstandsgesetzgebung, Springer-Enteignung, Hochschulreform) und dem Rückzug auf die Universität 1968/69. Auch die anschließenden Versuche, eine stabile politische Organisierung der politisierten Massen zu schaffen, blieb 1969 erfolglos. Es folgten die Fraktionierung und Transformation der Bewegung 1970/71. Hier die Phasenzeiten zur Orientierung:
- 1. Phase: 1965/1966 Seminarmarxismus und Aufklärung: Anhang 2 [PDF]
- 2. Phase: 07.04.1966 – 02.06.1967 Inkubationszeit: Beginn der antiautoritären Bewegung
- 3. Phase: 02.06.1967 – 15.06.1968 Massenmobilisierung/-Politisierung
- 4. Phase: 16.06.1968 – 31.03.1969 Rückzug auf die Uni; ASTA- und Basisgruppenpolitik
- 5. Phase: 01.04.1969 – 04.02.1971 Fraktionierung und Transformation der Bewegung
- Allgemeine Hinweise, benutzte Literatur, Archive, Datenbanken, Abkürzungen
Autorenkollektiv: Michael Luhn, Ulli Lenze, Peter Martin, Arwed Milz, Hannes Seifert, Thomas Thielemann. Redaktionskollektiv: Ulli Lenze, Arwed Milz, Thomas Thielemann
Fotos oben: Günter Zint, wie fast alle Fotos der Chronik.