2. Phase 07.04.1966 – 02.06.1967 Inkubationszeit: Beginn der antiautoritären Bewegung

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Nach der offiziellen Vietnamdemonstration durch leere Straßen im Univiertel und einer Kundgebung am 4.7.1966 auf dem Unigelände, ziehen 300 – 400 Demonstranten zum amerikanischen Konsulat, um vor den feiernden Amerikanern gegen den Vietnamkrieg zu demonstrieren. Ein Regelverstoß gegen das herrschende Demonstrationsrecht. Eine Provokation für die Amerikaner, die mit leeren Bierflaschen nach den Demonstranten werfen. Als einige Demonstranten aufspringen und Richtung Konsulat laufen, kommt es zu einem brutalen Polizeieinsatz ohne Vorwarnung. Danach gibt es eine kleine Medienschlacht zwischen Springerpresse und Studierenden-Presse. Viele Studierende werden mobilisiert.

Alles, was die darauffolgende Entwicklung prägt, ist in dieser Geburtsstunde der 68er Bewegung in Hamburg vorhanden: Offizielle Vietnamdemo durch leere Straßen, Regelverstoß, Provokation, brutaler Polizeieinsatz und öffentliche Aufregung.

Danach folgen weitere Demos und Hochschulaktivitäten mit Regelverstößen und Polizeieinsätzen. Der Grundstock für eine Protestbewegung wird gelegt.

Politische Rahmenbedingungen:

Bundeskanzler Ludwig Erhard tritt am 30. November 1966 zurück, weil seine CDU-FDP Regierung platzte. Einen Tag später wählt der Deutsche Bundestag Kurt Georg Kiesinger zum Bundeskanzler einer Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD. In China hat seit dem Sommer 1966 die Kulturrevolution begonnen. In Amerika erlangt die Hippie Bewegung im Januar 1967 bei einem „human-be-in“ ihren Höhepunkt. In Griechenland findet ein Militärputsch mit der Folge einer Diktatur statt. Die USA setzen in Vietnam verstärkt Napalm und das Pflanzengift Agent Orange ein.

Die Konflikte zu den Protesten gegen den Vietnamkrieg und in der Hochschulpolitik beginnen

01.11.1965 Eine Ausstellung des SDS zum Vietnamkrieg im Audi-Max wird verboten. Die Universitätsverwaltung lehnt den Antrag des SDS Hamburg für eine Ausstellung im Audi-Max zum Vietnamkrieg ab. An Hand von Fotos und Zeitungsartikel sollten den Besuchern die Grausamkeit dieses Krieges und das Leid der Bevölkerung gezeigt werden.

Siehe Auditorium: Das Ärgernis, Hamburg:  Auditorium Nr. 41, Juni 1966, S. 4 – Zeitung des ASTA Uni-Hamburg [Mao-Projekt] [pdf]

04.07.1966 SDS Vietnam Demonstration „Für den 04.07.1966, den amerikanischen Unabhängigkeitstag, war vom SDS und den verbündeten Organisationen eine Vietnam-Veranstaltung an der Uni angesetzt. „Einpeitscher riefen: Zum Generalkonsulat! Turbulente Ausschreitungen /Kommunistische Parolen Mit einem Schweigemarsch und einer Kundgebung auf dem Universitätsgelände protestierten gestern Abend rund 1500 Personen gegen die amerikanische Vietnam-Politik. Nach Auskunft der Polizei waren die Teilnehmer nicht ausschließlich Studenten. Aufgerufen zu dieser Kundgebung hatten mehrere Studentengruppen, u.a. der AStA der Hochschule für Bildende Künste, die Evangelische Studentengemeinde, die Humanistische Studenten-Union, der Liberale Studentenbund, der Sozialistische Studentenbund. Ein Studentenpfarrer forderte die USA zur Beendigung des Krieges in Vietnam auf. Als zweiter Redner erklärte ein in Hamburg studierender Amerikaner, auch sein Volk wünsche die Einstellung des Krieges in Vietnam. Zum Schluss der Kundgebung, die offensichtlich stark kommunistisch unterwandert worden war, rief ein unbekannt gebliebener Mann die Teilnehmer auf, zum Generalkonsulat zu marschieren. Etwa 500 Personen folgten diesem Einpeitscher. Die Demonstranten trugen Plakate und Transparente mit Friedenslosungen und bekannten kommunistischen Schlagworten. Vor dem Generalkonsulat begannen sie einen Sitzstreik. Über Lautsprecher forderte die Polizei auf, sich zu zerstreuen. Vergebens. Ihren Höhepunkt erreichte die Demonstration, als im Garten des Generalkonsulats ein Feuerwerk abgebrannt wurde. Man versuchte, das Gebäude zu stürmen. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Gummiknüppel ein. Gegen Mitternacht herrschte wieder Ordnung. Zwei besonders gewalttätige Demonstrationsteilnehmer wurden festgenommen, von sechs anderen die Personalien festgestellt. Nach Angaben der Polizei entstand am Generalkonsulat durch Steinwürfe geringer Sachschaden.

Hamburger Abendblatt, Demonstranten vor dem US Generalkonsulat, Hamburg: Hamburger Abendblatt, Nr.153, 5.7.1966, S.1 [Original pdf] und Kommentar auf S. 2 Unentbehrlich, [Original pdf ]

Montag, 4. Juli 1966, vor dem US-Generalkonsulat in HamburgAuditorium Nr. 42, Juli 1966 – Zeitung des ASTA Uni-Hamburg, S. 2 [MAO Projekt].

Lektion in FreiheitAuditorium Nr. 42, Juli 1966 – Zeitung des ASTA Uni-Hamburg, S. 15 [MAO Projekt].

6.7.1966 „Protest-Demonstration hat noch ein Nachspiel Beschwerdebrief an Ruhnau / Polizei: Wir mussten so handeln

In einem Brief an Innensenator Ruhnau protestieren Angehörige einiger studentischer Organisationen und nicht organisierte Studenten gegen den „Ermessensmissbrauch“ der Polizei, die ihrer Meinung nach bei der Demonstration vor dem amerikanischen Generalkonsulat am Montagabend „ohne Grund und in beispielloser Brutalität“ auf die Demonstranten eingeschlagen habe. Außerdem wollen sie Anzeige gegen den Leiter der Polizeiaktion und gegen einige Polizisten erheben. Die Demonstration fand – wie berichtet – am Montag im Anschluss an eine Kundgebung auf dem Universitätsgelände statt, bei der gegen die amerikanische Vietnampolitik protestiert wurde. In einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz erklärten die Studenten gestern Abend: „Wir haben keinen Versuch unternommen, das Generalkonsulat zu stürmen.“ Nach Darstellung der Studenten seien etwa 600 bis 800 Teilnehmer der Kundgebung anschließend „spontan zum Generalkonsulat gezogen“ und hätten sich dort zu einem Sitzstreik niedergelassen. Wenig später sollen dann aus dem Garten des Konsulats, wo ein Empfang anläßlich des amerikanischen Unabhängigkeitstages stattfand, Bierflaschen gegen die Demonstranten geflogen sein. „Dann“, so die Studenten, „setzte die Polizei ohne Vorwarnung Wasserwerfer ein und schlug mit Gummiknüppeln los. Mehrere Personen wurden verletzt. Eine Amerikanerin, die sich, wie übrigens auch alle anderen, nicht zur Wehr setzte, wurde mehrfach am Kopf getroffen, außerdem erhielt sie schwere Schläge in die Nieren.“ Auf der gestrigen Pressekonferenz erklärten die Studenten, ihrer Meinung nach sei die Demonstration nicht kommunistisch unterwandert gewesen. Innensenator Ruhnau hat die Zwischenfälle vor dem Generalkonsulat bedauert. „Krach schlagen kann politische Argumente nicht ersetzen“, heißt es in seiner Erklärung. „Es ist schade, wenn sich Gutwillige… dazu mißbrauchen lassen, Radau zu machen. Ich hoffe, daß die Veranstalter sich nachdrücklich von diesen Vorfällen distanzieren… “ (Hamburger Abendblatt, 6.7.1966)

16.12.1966 Protestaktion des ASTA’s im Akademischen Senat

Unter Protest verließen die Vorsitzenden des Allgemeinen Studenten-Ausschusses, Detlev Albers und Gert Hinnerk Behlmer, am Freitag die Sitzung des Akademischen Senats. Anlass dieses in der Geschichte der Universität einmaligen Vorfalles war die Weigerung des Akademischen Senats, die Frage der studentischen Vertretung in den Fakultäten zu klären.

Der AStA erklärt dazu, dass in vorbereitenden Gesprächen der Akademische Senat zugesichert habe, diese Frage zu entscheiden. Jetzt sei sie ohne Beratung an die Fakultäten zurückverwiesen worden. Sitz und Stimme in den Fakultäten seien aber gerade heute für Studenten von größter Bedeutung. Der AStA will seine Arbeit im akademischen Senat erst wieder aufnehmen, wenn die Universität den Studenten eine angemessene Mitwirkung gewährleistet.

audi-interview : Der AStA spricht. 1. AStA-Vorsitzender Detlef Albers, 2. AStA-Vorsitzender Gert Hinnerl BehlmerAuditorium Nr. 45, Februar 1967 – Zeitung des ASTA der Uni Hamburg [MAO Projekt].

AStA-Info, Extrablatt, 17.12.1966AStA-Info, Extrablatt, 17.12.1966, [MAO Projekt]

Rektor weist Vorwurf des AStA zurück

Der Rektor der Hamburger Universität, Prof. Karl-Heinz Schäfer, wandte sich gegen die Beschuldigung des Allgemeinen Studentenausschusses, der akademische Senat habe die Frage des studentischen Stimmrechts in den Fakultäten verzögert. Die AStA-Vertreter hatten, wie berichtet, aus Protest am Freitag die Sitzung des akademischen Senats verlassen.

Wie der Rektor Sonntag erklärte, habe es die studentische Vertretung unterlassen, rechtzeitig einen formulierten Antrag einzureichen. In der Sitzung habe sich der Senat nicht geweigert, die Frage des studentischen Stimmrechts in den Fakultäten zu behandeln. Der Antrag sei vielmehr nach längerer Aussprache zur weiteren Klärung an die Fakultäten verwiesen worden. Im Januar werde das Thema erneut auf die Tagesordnung gesetzt.

20.12.1966 Der SDS auf Bundesebene plant Mitte Januar eine großangelegte Vietnamaktion, bei der wir (SDS HH) die Beteiligung aller Mitglieder brauchen. Gedacht ist an Filmveranstaltungen, Sammlungsaktionen, einen Informationsstand etc. (SDS HH Mitgliederbrief vom 20.12.1966 in J.Seifert SDS HH Materialien, Mitgliederbriefe u.a. im HIS-Archiv, Mittelweg 36); s.a. 1. Phase 1965/1966 Seminarmarxismus und Aufklärung (Anlage 1)

18.01.1967, SDS Veranstaltung um 20 Uhr im WiSo-Hörsaal: Werner Vitt (IG Chemie): „Gewerkschaften und Notstandsgesetzgebung“ (SDS HH 4. Mitgliederbrief vom 18.01.1967; J. Seifert Materialen a.a.O.)

24.01.1967, Peter Gäng (2. Bundesvorsitzender des SDS): Vortrag „Befreiungskampf und US-Imperialismus“. 20 Uhr Hörsaal C des Hauptgebäudes. (SDS HH 4. Mitgliederbrief 18.01.1967, J. Seifert Materialien a.a.O.)

30.1.1967 Vietnamfilme (die Titel worden noch auf Plakaten bekanntgegeben) 20 Uhr Hörsaal A des Hauptgebäudes. (SDS HH 4. Mitgliederbrief 18.1.1967, J. Seifert Materialien a.a.O.)

09.02.1967 Erhard Neckermann: Thesen zum hochschulpolitischen Arbeitskreis des Hamburger SDS „Die deutsche Universität ist nicht in einer Krise, sondern in einem völligen Zerfall. Das kann nur noch durch eine Revolution geändert werden.“ (Prof. O. H. von der Gablentz). Für den Hamburger SDS bedeutet zielgerichtete und systematische Hochschulpolitik ein Novum. Mehr dazu unter dem 03.05.1967 dieser Chronologie. (SDS HH 5. Mitgliederbrief vom. 9. Febr. 1967, J. Seifert Materialien a.a.O.)

13.02.1967-17.02.1967 Straßensammlung für das Rote Kreuz der FNL Vom Montag, d. 13. bis einschließlich Freitag, d. 17. Februar veranstaltet der SDS eine Straßensammlung für das Rote Kreuz der FNL. Wir bitten alle Genossen, sich daran zu beteiligen. Sammeldosen und Plakate können ab sofort bei dem Genossen Arwed Milz, HH 13, Johnsallee 41 (fünf Minuten von der Uni) abgeholt werden (SDS HH 5. Mitgliederbrief vom. 9. Febr. 1967, J. Seifert Materialien a.a.O.)

17.02.1967 Demonstration mit anschließendem Sitzstreik gegen Vietnamkrieg im HH Hauptbahnhof Verhaftung Obi Ifeobu, Rede von Peter Flak SDS von Melle-Park 2 Flugblätter werden verteilt. Das erste: ein gemeinsames Flugblatt von GSG, GRK im SHB, Freigeistige Jugend, SDS. Das zweite: SDS Bundesvorstand, Reimut Reiche.

  • SDS HH 4. Mitgliederbrief vom 18.1.1967, J. Seifert Materialien a.a.O.;
  • Hamburger Abendblatt: Protest gegen die Vietnam-Politik, Hamburger Abendblatt, Nr. 40, Hamburg: 16.02.1967, S. 6.[Medienarchiv68] [Original pdf] ]
  • AStA UHH/Stefan Micheler und Jakob Michelsen (Hrsg.): Der Forschung? : Der Lehre? : Der Bildung? : Wissen ist Macht! : 75 Jahre Universität Hamburg: Studentische Gegenfestschrift zum Universitätsjubiläum 1994, Hamburg: April 1994, S. 92-101. [pdf]
  • Hamburger Abendblatt/schü.: Vietnam Demonstration endete mit Krawallen, Hamburger Abendblatt, Nr. 42 (18.02.1967), S. 5. [Medienarchiv68] [Original pdf]

21.02.1967 Protest gegen Ausweisung von Obi Ifeobu

21.02 Gemeinsamer Protest ...ASTA-Chronik: Micheler, Stefan u.a., a.a.O. [pdf]

21.2.1967 Abschiebung Obi Ifeobu (Hamburger Abendblatt, 21.2.1967)

  • Hamburger Abendblatt: Ifeobu möchte weiter in Deutschland studieren, Hamburger Abendblatt, 11.03.1967. [Medienarchiv68] [Original pdf]

25.02.1967 Gnadenerlass für Ifeobu gefordert. Er kehrt nach 2 Jahren aus Nigeria zurück.

  • Hamburger Abendblatt: Gnadenerweis für Ifeobu gefordert, Hamburger Abendblatt, Nr. 48 (25/26.02.1967), S. 4. [Medienarchiv68] [Orignal pdf]
  • ASTA-Sonderinfo 16.04.1969. [Quelle: UHH-Archiv]

Ende Februar 1967 Bezug des SDS-Zentrums: im Von-Melle-Park 15

„Ab Ende des Monats wird es ein SDS-Zentrum im Von-Melle-Park 15 geben. Näheres wird bei der MV bekanntgegeben.“

  • SDS HH 5. Mitgliederbrief vom 09.02.1967, J. Seifert Materialien a.a.O.

„Die Tätigkeit des SDS – Hamburg wurde dadurch erleichtert, daß wir im SDS-Zentrum, Von-Melle-Park 17, einen Treffpunkt, Arbeitsraum und Wohngelegenheit nahe der Universität besitzen, die – zwischen Kommune-Anspruch und Untermieterdasein ein Selbstverständnis suchend – relativ schnelle Aktionen und Reaktionen des SDS ermöglichen.“

  • SDS HH Mitgliederrundschreiben Nr. 2, 11.05.67, J. Seifert Materialien a.a.O

Etwas später wird ein Kellerraum im gleichen Haus vom SDS angemietet, in dem die wöchentlichen Jour Fixe stattfinden, später zeitweise auch für Lehrlinge und Schüler*innen.

5.3.-11.3.1967 2. Bundesseminar des SDS in der Heimvolkshochschule Hustedt zum Thema: „Sozialgeschichte des Kapitalismus und Tendenzen der gegenwärtigen internationalen gesellschaftlichen Entwicklung“, 05.-11.03.1967

Die Wende setzte in Hamburg nach dem Bundesseminar des SDS ein, das vom 05. bis 11.03.1967 in der Heimvolkshochschule Hustedt bei Celle stattfand. In der Hamburger Gruppe bestand wenig Interesse an der Teilnahme, schließlich fuhren Erhard Neckermann, Arwed Milz, Dirk Siefer und ich. Die drei anderen waren erst seit kurzem Mitglieder des SDS, Erhard studierte Sinologie, Arwed war über den 2. Bildungsweg (AWP) gekommen und verfügte über Erfahrungen in der Gewerkschaftsarbeit, Dirk war ein sehr ernsthafter VWL-Student. Das Thema des Seminars lautete „Sozialgeschichte des Kapitalismus und Tendenzen der gegenwärtigen internationalen Entwicklung“, als Referenten waren nur Marburger vorgesehen (Steinhaus, Meyer, Boris). Die Konflikte brachen schon bald offen aus. Die Berliner und Frankfurter Delegierten, Reimut Reiche, Peter Gäng, Jörg Schlotterer und andere fragten, was der ganze Arbeitertheoriescheiss solle, man müsse bei den eigenen Bedürfnissen ansetzen, wir seien schließlich Studenten, die in der Bundesrepublik lebten. Was zähle, sei die antiautoritäre Revolte und dazu gehöre der Befreiungskampf der dritten Welt als revolutionäres Potential. Untermalt wurde das ganze durch dauerndes Abspielen von Musik der Beatles. Eine Diskussion mit dem als Vertreter der das Seminar bezahlenden IG Metall Fritz Vilmar endete am letzten Tag chaotisch. (Grundmotive dieser Diskussion enthielt die SDS Korrespondenz 6 vom Mai 67 mit den Dokumenten zu Partei und Kommune)

Erhard war stark beeindruckt und verfasste noch im April seine Thesen zum hochschulpolitischen Arbeitskreis des SDS.

Schon im Februar hatte der Hamburger SDS einen völlig neuen Vorstand erhalten: 1. Vorsitzender Karl Fabig, 2. Vorsitzender Arwed Milz, Kassiererin: Helga Beekhuis, Organisation: Peter Köll, Schriftführerin: Petra Sellenschloh. Zusätzlich gab es folgende Referenten: Schüler: Peter Flak, Ostermarsch: H.D. Ebert, Ausländer: Ernst Zorer, Schulung: Siggi Reuss, Hubert Sumser, Erhard Neckermann, Information: Reinhold Oberlercher. Abgesehen vom personellen Wechsel trat eine höchst folgenreiche organisatorische Veränderung: seit Ende Februar 1967 verfügte der SDS im Von-Melle-Park 17 über ein eigenes Zentrum in bester Lage direkt am Campus. Dort fand nun jeden Samstag 15 h ein „jour fixe“ statt.

  • J. Seifert SDS Materialien a.a.O.

08.03.1967 Ermittlungen gegen 12 Demonstranten wg. Vietnamdemo vom 17.2.1967

  • Hamburger Abendblatt/schü/-l: Ermittlungen gegen 12 Demonstranten : Nachspiel zum Zwischenfall am 17. Februar, Hamburger Abendblatt, Nr.57, S.3 vom 08.03.1967.  [Medienarchiv68] [Original pdf]

11.3.1967 Obi Ifeobu möchte in Deutschland bleiben

  • Hamburger Abendblatt: Ifeobu möchte weiter in Deutschland studieren, Hamburger Abendblatt, Nr.60 S.3 11.03.1967.[Medienarchiv68] [Original pdf]

02.04.1967 Am 2.4. besichtigten an den Landungsbrücken Hunderte von Schaulustigen und Marinefachleuten unter „Anleitung“ des SDS-Flugblattes den US-Zerstörer „Mills“

  • SDS HH Mitgliederrundschreiben Nr. 2 – 1967, 11.05.1967 – J. Seifert Materialien

03.04.1967 SDS und SB (mit dem wir das SDS-Zentrum gemeinsam benutzen) veranstalteten am 3.4. gemeinsam einen Diskussionsabend mit dem Thema „Wir brauchen eine sozialistische Opposition“.

  • SDS HH Mitgliederrundschreiben Nr. 2 vom 11.05.1967, J. Seifert Materialien

21.4.1967 Putsch – Militärdiktatur Griechenland.

Der SDS meldete nach Bekanntwerden des Militärputsches in Griechenland in der Nacht zum 21.4. nach Besprechung mit der griechischen Studentenvereinigung eine Demonstration und Kundgebung gegen die Militärdiktatur an. Ein Eilbrief mit der Aufforderung zur Nicht-Anerkennung des Militärregimes und zum wirtschaftlichen Boykott Griechenlands wurde an das Bonner Außenministerium geschickt.

An der Demonstration bis kurz vor das griechische Konsulat nahmen etwa 500 Personen, vornehmlich Griechen, zu wenig Deutsche, teil. Auf der Kundgebung sprachen drei Griechen und ein SDS-ler Anschließend wurde dem Vizekonsul von einer Delegation, der zwei SDS-ler angehörten, eine Protestresolution überreicht.

  • SDS HH Mitgliederrundschreiben Nr. 2 – 1967 vom 11.05.1967, J. Seifert Materialien

24.04.1967 Spaziergang-Protest des SDS in die Innenstadt und Telegramm an Außenminister Brandt zu den Vorgängen in Griechenland. Aktueller Anlaß war die Nachricht von der drohenden Hinrichtung Manolis Glezos. Für die Teilnehmer – leider wieder zu wenig SDS-ler – hatten wir einige (7) Verhaltensregeln aufgestellt. Den nicht genehmigungspflichtigen Spaziergang kündigten wir der Polizei telefonisch an, ebenso die sieben Punkte.

  • SDS HH Mitgliederrundschreiben Nr. 2 – 1967 vom 11.05.1967, J. Seifert Materialien

Ende April 1967 SDS HH Vorbereitungen zum Besuch des Schahs „Zum Besuch des Shahs (3. 6. 67 in Hamburg) wollen wir eine Aufklärungsaktion über die dritte Welt starten -– Persien als Modell eines Entwicklungslandes. Vorgesehen sind: a) Informationsstand in der Mensa b) Kundgebung im Audimax c) Flugblattaktionen d) Kundgebung am Vorabend des Schahbesuchs“.

  • SDS HH 1. Mitgliederrundschreiben April 1967, J. Seifert Materialien

Mai 1967 Karl Heinz Roth SDS Papier zur Notstandsverfassung

  • Karl-Heinz Roth: Die Notstandsverfassung, in: SDS-Korrespondenz, SDS Bundesvorstand (Hrsg.), Nr. 6, 05.1967, S. 44-47. [pdf]

01.05.1967 „SDS und SB führen am 1. Mai eine aufwendige Aktion zur Agitation unter bewußten Arbeitern durch. Es sollen 35 000 Flugblätter verteilt werden. Ziel der Aktion ist es, die Sozialistische Oppositionsbewegung unter Arbeiter bekanntzumachen, deren Ziele und Programm zu verbreiten und bewußte Arbeiter für diese Sache zu aktivieren. Wir brauchen für diese Aktion 30 Flugblattverteiler und Diskutanten. Alle Mitglieder müssen sich beteiligen. Vormittags agitieren wir in Bergedorf und Harburg, nachmittags vor Planten und Blomen. Treffpunkt im SDS-Zentrum: 9 Uhr und 13.30 Uhr.

  • SDS Mitgliederrundschreiben Nr. 1 – 1967 ohne Datum, J. Seifert Materialien.

„Am 1. Mai verteilte der SDS drei Flugblätter:

a) Flugblatt des SB,

b) das Notstandsflugblatt des DGB, dessen Verteilung der DGB nicht wünschte,

c) ein Flugblatt des SDS gegen den Ehrengast des DGB auf dem Mai-Volksfest in Planten und Blomen, den Vizepräsidenten von Bolivien, Salina, gegen die schwachbrüstige DGB-Stellungnahme zu den Ereignissen in Griechenland und gegen die Formierung des DGB im Zeichen der Großen Koalition.

Der DGB-Vorsitzende von Hamburg, Adalbert Höhne, regte in einem Schreiben eine gegenseitige Aussprache an.“

  • SDS HH Mitgliederrundschreiben Nr. 2 vom 11.5.67, J. Seifert Materialien.

02.05.-10.05.1967 Russell- Vietnam War Crimes Tribunal Stockholm (Wikipedia)

03.05.1967 Start des hochschulpolitischen Arbeitskreises des SDS HH (wöchentlich). Leitung: Erhard Neckermann,

„…Für den Hamburger SDS bedeutet zielgerichtete und systematische Hochschulpolitik ein Novum. Wir müssen daher davon ausgehen, daß wir keine hochschulpolitischen Erfahrungen haben. Diese Ausgangslage bildet den Hauptgesichtspunkt für die Gestaltung unseres hochschulpolitischen Arbeitskreises in den folgenden Semestern. Seine Aufgabe besteht in der Hauptsache darin, das Sammeln von Erfahrungen optimal und im kürzest möglichen Zeitraum zu gewährleisten und diese Erfahrungen in eine Theorie überzuführen, die der spezifischen Situation der Hamburger Universität gerecht wird…“ Erhard Neckermann schlägt 3 Phasen zur praktischen Arbeit vor:

Die defensive Phase

Die defensive Phase beschränkt sich vernehmlich auf das SS 67. Sie dient dazu, so rasch wie möglich die praktischen und theoretischen Erfahrungen und Kenntnisse, über die SDS-Hochschulpolitik und über die Studienreformpläne zu akkumulieren. Ansätze zur Aktivität in der defensiven Phase bilden die Fachschaftsräte. Möglichst viele Genossen sollten versuchen, von der Fachschaftsversammlung in die Fachschaftsräte und -leitungen gewählt zu werden. Weiterhin sollte schon mittels Flugblätter die Arbeitsweise und die Beschlüsse des Parlamentes kritisiert werden, um das Parlament aus seinem unpolitischen Loch hervorzuholen.

Die Übergangsphase

Die Übergangsphase wird eingeleitet durch die nächste Wahl zum Studentenparlament. Der Wahlkampf bietet Gelegenheit, für die Listenwahlen eine breitere studentische Öffentlichkeit zu finden. Indem der SDS Hamburg eigene Wahlversammlungen, eigene Wahlpapers herausbringt, zwingt er die anderen politischen Studentenvereinigungen, mit ähnlichen Aktionen nachzuziehen.

Zudem sind in der Übergangsphase schon Protestaktionen und radikale Minderheitsaktionen zu starten gegen autoritäre und restriktive Maßnahmen von Seiten der Universitätsbürokratie und von Seiten der Professorenschaft in den Seminaren und Übungen.

Die offensive Phase

Aufgabe der offensiven Phase ist es, aus den einzelnen Protestaktionen eine Politik der permanenten Universitätsrevolte zu machen. Die durch das Parlament und die Fakultätsvertretungen allein nicht herzustellende Öffentlichkeit kann nur durch politische Massenaktionen der Studentenschaft an der Universität Hamburg geschaffen werden.

  • J. Seifert Materialien ohne Datum im Mai 1967.

„Diese Form der Öffentlichkeit ist unerläßliches Element des politischen Lernprozesses, der die Selbsttätigkeit der Studenten zum Ziel hat, und ist Bedingung für die Möglichkeit der Weiterarbeit in den Institutionen.“

  • Resolution des SDS Landesverband Berlin, in: SDS-Korrespondenz Nr. 5/67, S. 41 [MAO Projekt]

25.05.1967 SDS Schah-Demonstration in Hamburg wird verboten

Eine vom SDS geplante Demonstration gegen den Besuch des Schahs am 03.06.1967 in Hamburg wurde von der Polizei untersagt, um die Sicherheit des Herrscherpaares nicht zu gefährden.

  • Hamburger Abendblatt/eigener Bericht – ap: Polizei verbietet Demonstration gegen den Schah, Hamburger Abendblatt, Nr.119 S.1 25.05.1967.  [Medienarchiv68] [Original pdf]

30.05.1967 Bahman Nirumand Vortrag „Die permanente Konterrevolution – Persien und der Westen“. 20.00 Uhr Auditorium maximum Hamburg Bahman Nirumand ruft zu Protesten gegen den Schah auf.

  • SDS Mitgliederrundschreiben Nr. 3 SS 67 vom 27.05.1967, J. Seifert Materialien.

30.05.1967 Schweigemarsch zum iranischen Generalkonsulat geplant. Brief persischer Studenten an Bundeskanzler Kiesinger geschickt, in dem sie diesen die Gründe für ihre Ablehnung des Schahs darlegen.

  • Hamburger Abendblatt: Proteste gegen Schah-Besuch, Hamburger Abendblatt, Nr. 124, 31.05.1967, S. 3. [Medienarchiv68] [Original pdf]

 

 

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